Seelenverwandtschaft |
| Von Ursula Armstrong |
| Ein Maulwurf schaute aus seinem frisch aufgeworfenen Hügel und sah, dass da ein Mensch stand. Der Maulwurf erschrak und zog sich gleich in seinen Gang zurück. Da ihm dieser Mensch aber irgendwie merkwürdig erschienen war, wagte er noch einmal einen kurzen Blick. Und richtig, da stand er noch. Er war klein, dieser Mensch. Und nicht so nervös, wie Menschen sonst sind, dachte der Maulwurf. Eher ruhig und geduldig, denn er rührte sich nicht von der Stelle. Nun sah der Maulwurf nicht besonders gut, aber seine Nase war sehr gut. Also schnüffelte er vorsichtig an diesen kleinen Menschen hin.Er riecht auch anders. Sonst riechen Menschen immer so heftig und unordentlich, als könnten sie sich nicht entscheiden, wonach sie eigentlich riechen wollten, dachte der Maulwurf. Aber dieser hier roch ganz gut. Irgendwie klar und sauber. Und sogar ein bisschen nach Erde. Das gefiel dem Maulwurf besonders gut, und er beschloss, freundlich zu sein.„Hmmm“, räusperte er sich, denn er war es nicht gewöhnt, sich zu unterhalten. „Hmmm. Also. Wohnen Sie auch hier?“, fragte er dann.Der kleine Mensch sagte nichts. Der Maulwurf blinzelte ihn an – und hatte den Eindruck, dass der kleine Mensch ihn anlächelte. Sehr distinguiert, dachte der Maulwurf. Er war angenehm überrascht. Sonst waren Menschen immer so hektisch und laut. Und so herrisch. Immer schrien sie, das sei ihr Garten, und da hätten Maulwürfe nichts verloren. Als wenn er nicht auch hier wohnen würde, dachte der Maulwurf verbittert. Das war genauso sein Garten wie der ihre!
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Aber dieser kleine Mensch hier war viel höflicher. Er pochte nicht auf diesen Besitzanspruch. Und er schien auch nichts gegen Maulwürfe zu haben. Im Gegenteil, er hatte ihn nicht etwa angeschrien, sondern freundlich angelächelt! „Sie sind sehr freundlich, mein Herr“, sagte der Maulwurf. Obwohl er nicht wirklich sicher war, ob der kleine Mensch ein Herr oder ein Dame war. So gut sah er eben nicht …… |
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