Medizin-Geschichten

Die Heilpflanze des Monats November 2013
Kurioses, Bizarres, Interessantes

Folge 19: Eiche (Quercus-Arten)

Die Eiche – ein starkes Symbol in Deutschland. Eichenlaub ist auf den Cent-Münzen, auf Fahnen und Wappen. Die Deutsche Eiche steht für Standhaftigkeit. Doch diese Bedeutung ist relativ jung. Sie geht auf den Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 bis 1803) zurück.

Eichenlaub. Junge Blätter können medizinisch verwendet werden. Vor allem aber wird die junge Rinde eingesetzt. Sie wird geerntet, bevor sich die Blätter entwickeln. Zubereitungen werden etwa bei entzündlichen Erkrankungen der Haut, der Mund- und Rachenschleimhaut und bei Durchfall eingesetzt. Fotos: Armstrong

Bewundert und verehrt wurden Eichen immer schon. Die Bäume, die in Amerika, Nordafrika, Asien und vor allem in Europa wachsen, galten als heilig. Riesige, knorrige alte Eichen waren echte Persönlichkeiten, die Würde ausstrahlten. Diese ehrfurchtgebietenden Baumriesen waren besondere Plätze.

So bestatteten die Hebräer vornehme Tote unter Eichen, heißt es im Buch Mose. Unter den alten Bäumen wurden im Altertum und auch noch später Gerichtstage abgehalten. Sokrates pflegte, „bei der Eiche“ zu schwören. Im alten Rom kam ein Kranz aus Eichenlaub dem höchsten Orden gleich. Im Theater mussten alle, auch die Senatoren, aufstehen, wenn der Träger eines Eichenkranzes erschien.

Auf der nördlichen Halbkugel, im indogermanischen Gebiet, waren Eichen immer den Blitz- und Donnergöttern heilig – bei den Griechen war die Eiche der Baum des Zeus, bei den Germanen und Kelten der Sitz des Thor oder Donar. Eine Erklärung dafür ist, dass Eichen öfter vom Blitz getroffen werden als andere Bäume, da ihre Wurzeln extrem tief in den Boden reichen.

Außerdem waren Eichen Orakelstätten. Die keltischen Druiden hörten Offenbarungen im Rauschen der Blätter. Bei den alten Griechen konnten Fragen auf Bleiplättchen geschrieben werden. Die Antwort kam im Rascheln der Blätter und wurde von Seherinnen interpretiert. Auch die Römer nutzen die heiligen Eichenhaine des Jupiter als Orte der Weissagung, des „vaticiniums“. Darauf bezieht sich das Wort „Vatikan“, denn der Petersdom in Rom wurde auf einen heiligen Eichenhain des Jupiter errichtet.

Heilige Haine zu zerstören war zur Zeit der Christianisierung üblich. Man denke nur an Bonifatius, der 723 die heilige Donareiche der Germanen bei Geismar gefällt hat. Die Eichen wurden von den christlichen Missionaren verteufelt. Das ist ganz wörtlich zu verstehen. So wurde etwa die Sage erzählt, dass der Teufel aus Ärger, weil ein Bauer nicht auf den Pakt mit ihm einging, wütend mit den Krallen in die Eichenblätter fuhr. Seither ist das Eichenlaub gekerbt, der Baum deutlich als Teufelsbaum gezeichnet. Doch es klappte nicht mit der Verteufelung der Eichen. Zu tief saß die Verehrung für diese majestätischen Baumriesen. Blieb nur die Umdeutung: Aus den ehemaligen Donareichen wurden nun Marieneichen oder Herrgottseichen. So konnte man die Eichen munter weiter verehren.

Übrigens dienten auch die Galläpfel an den Eichenblättern, in denen die Eier von Wespen heranreifen, als Orakel für das nächste Jahr.  Am Michaelstag, am 29. September also, sollten nach einer alten Bauernregel von 1514 die Galläpfel untersucht werden: Haben sie Spinnen im Inneren, kommt ein schlimmes Jahr, haben sie Fliegen, kommt ein mildes Jahr, haben sie aber Maden, wird das Jahr fruchtbar und gut. Sind sie innen feucht, wird das nächste Jahr verregnet. Doch sind sie hohl und leer, kommt der Tod.

Quellen:
u.a. Marianne Beuchert: „Symbolik der Pflanzen“
Katalog „Druidenfuß und Hexensessel“, Ausstellung über magische Pflanzen, Palmengarten, 2004

Ursula Armstrong | Redaktion | Sperberweg 2 | D-82152 Krailling | Telefon: +49 (0) 163 / 313 21 10 | e-mail: mail@uschi-armstrong.de | www.redaktion-armstrong.de

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Eicheln waren früher, als Deutschland von Eichenwäldern bedeckt war, wichtig für die Schweinemast. Darauf soll der deutsche Namen zurückgehen: Eiche soll von Lateinischen „esca“ für Speise abgeleitet sein.
Fotos: Armstrong